Kreislaufwirtschaft: Wie man Generationen vorausdenkt

02.11.2020

Die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft wird die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Region Mogiljow erhöhen, meint Alexei Schadrakow, promovierter Geograph, Dozent und Leiter des Regionalen Zentrums für sozioökonomische Forschung am Wissenschafts- und Forschungsinstitut des Wirtschaftsministeriums in Mogiljow.

Unternehmen, öffentliche und staatliche Organisationen der Region haben sich aktiv am Projekt "Kapazitätsaufbau für die strategische Planung und das Management des regionalen Strukturwandels in Belarus im Kontext der Kreislaufwirtschaft" beteiligt und beabsichtigen, die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft nach dessen Abschluss fortzusetzen.

Im Interview mit dem Portal «Sawtra twojej strany» äußerte sich Alexei Schadrakow zu den Ergebnissen des Projekts für die Region Mogiljow und zu den Plänen für die künftige Arbeit.

 - Dieses Thema ist für uns nicht ganz neu. Viele Elemente der Kreislaufwirtschaft haben wir bereits in den 1980er Jahren genutzt, obwohl das Konzept damals noch unbekannt war. Dennoch konnten wir Geräte mieten, Lebensmittelabfälle getrennt sammeln – all diese Elemente sind Teil des Konzepts der Kreislaufwirtschaft. In den letzten Jahrzehnten haben sie sich zu einem systematischen Phänomen entwickelt, insbesondere in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern. Es hat sich ein allgemeines Konzept der Kreislaufwirtschaft herausgebildet, und es ist ein Modell entstanden, das es ermöglicht, den gesamten Lebenszyklus einer Ware zirkulär zu gestalten. Dieses Modell umfasst Produktion, Vertrieb, gemeinsame Nutzung, Wiederverwendung und Recycling.

- Warum war die Region Mogiljow an der Teilnahme an einem solchen Projekt interessiert?

- Es hat mit der Struktur der Wirtschaft unserer Region zu tun. Wir haben sie aus der sowjetischen Vergangenheit geerbt, als wir eine Montagewerkstatt eines riesigen Landes waren und in Ermangelung eigener Rohstoffressourcen Rohstoffe verarbeiteten. In unserer Region gibt es Unternehmen, die sich auf den Maschinenbau, die Metallverarbeitung und die chemische Industrie spezialisiert haben. Die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft wird uns helfen, den Energieverbrauch zu reduzieren, die Preise unserer Waren zu senken, diese wettbewerbsfähiger zu machen und damit die Exporte zu steigern.

Wenn wir über die Prioritäten der Kreislaufwirtschaft sprechen, sollten die Ökologie und die Lebensqualität der Menschen an erster Stelle stehen, und die effektive Entwicklung der Wirtschaft ist eine wichtige Voraussetzung, um dies zu erreichen. In diesem Zusammenhang ist die Kreislaufwirtschaft für unsere Region von großer Bedeutung. Wir haben begonnen, uns aktiv an der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu beteiligen. Dazu gehört auch die Erarbeitung einer regionalen Strategie für nachhaltige Entwicklung bis 2035, zu deren Prioritäten die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft gehört.

- Was wurde bereits in dieser Richtung unternommen?

- Von August bis September fand die Vorbereitungsphase für die Entwicklung eines Programms für den Übergang der Region zur Kreislaufwirtschaft statt, das wir im Rahmen des Projekts "Kapazitätsaufbau für die strategische Planung und das Management des regionalen Strukturwandels in Belarus im Kontext der Kreislaufwirtschaft" durchgeführt haben. In diesem Zeitraum haben wir eine Arbeitsgruppe für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft eingerichtet, die sich aus Vertretern der Regierung und der Unternehmen aus verschiedenen Sektoren zusammensetzt, darunter die Lebensmittel-, Holz-, Chemie- und Versorgungsbranche sowie eine Reihe weiterer Sektoren.

Als erstes haben wir die internationalen Erfahrungen analysiert und die Möglichkeiten sowie das Potenzial für die Entwicklung bewertet. Es wurde deutlich, dass die Einführung von bestimmten Technologien nicht ausreicht, um eine Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Hier müssen wir für die kommenden Generationen vorausdenken. Denn die Kreislaufwirtschaft basiert auf dem Verhalten eines Menschen im Haushalt, in seiner Familie. Und um diese Kultur zu verbreiten, haben wir die zweite Komponente des Programms auf Bildung ausgerichtet. Staatliche A.-Kuleschow-Universität Mogiljow wurde zur Basisorganisation, und andere Bildungseinrichtungen der Region schlossen sich ihr an. Im August und September haben wir eine Reihe von Seminaren durchgeführt. Darüber hinaus wurde an der Universität ein Forschungslabor eingerichtet, in dem Studenten und Lehrkräfte Kreislaufmodelle anhand realer Unternehmensbeispiele untersuchen. Es ist sehr wichtig, dass an den meisten Universitäten, die an der Diskussion über die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft teilgenommen haben, die Lehrpläne entsprechend angepasst wurden. Dieser Ansatz, der sowohl die Forschung als auch die Einführung von Lehrplänen für die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft umfasst, wird in Belarus zum ersten Mal umgesetzt.

Die dritte Komponente ist die Vorbereitung auf die Einführung der kreislaufwirtschaftlichen Grundsätze. Eine sektorübergreifende Arbeitsgruppe hat die wichtigsten Schwerpunkte und Richtungen ausgewählt, in die sich die Kreislaufwirtschaft entwickeln könnte, und prototypische Geschäftsprojekte entwickelt. Wir befinden uns noch ganz am Anfang des Weges.

- Wie könnte der Weg zur Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft in der Region Mogiljow aussehen?

- Im November werden wir mit der Entwicklung eines Übergangsplans für die Kreislaufwirtschaft in der Region Mogiljow beginnen, der im Sommer 2021 fertiggestellt sein wird. Bis dahin werden die wichtigsten Komponenten und Pilotprojekte entwickelt, Branchen für die Umsetzung der kreislaufwirtschaftlichen Grundsätze ausgewählt und Vorschläge für die einzelnen Sektoren ausgearbeitet.

Auch die Bildungskomponente soll weiter ausgebaut werden: Es werden ein regionales Zentrum zur Unterstützung des Übergangs zur Kreislaufwirtschaft, Ressourcenzentren an Universitäten und eine spezielle Bildungsplattform eingerichtet.

Ein weiterer Teil der Arbeit steht in direktem Zusammenhang mit der Umsetzung und dem Entwicklungsmanagement. Hier ist eine sektorübergreifende Integration erforderlich, die die Kompetenzen der Führungskräfte auf der Grundlage der kreislaufwirtschaftlichen Grundsätze verbessert. Für die Umsetzung wird in erster Linie das interne Potenzial der Region Mogiljow genutzt. Es werden nun regionale Gemeinschaften gebildet, denen Vertreter der Wirtschaft, öffentlicher Organisationen und Behörden angehören. Ihr Ziel ist es, neue Ideen zu entwickeln, die sich auf die bereits in der Region Mogiljow vorhandene Basis stützen. Aber natürlich werden wir, um effektiver arbeiten zu können, weiterhin nach internen und externen Investitionen und internationaler technischer Unterstützung suchen, um diesen Prozess nachhaltig zu gestalten.

- In welchen Bereichen ist die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft möglich?

- Einer der wichtigsten Grundsätze der Kreislaufwirtschaft für die Region Mogiljow ist die Abfallminimierung. Schließlich müssen wir ständig zusätzliche Rohstoffressourcen gewinnen. Das Abfallrecycling wird dazu beitragen, sowohl die Abhängigkeit von Rohstoffen als auch die Energiekosten der Unternehmen zu senken.

Eine interessante Richtung ist die Verpackung, die Verlängerung der Lebensdauer von Waren und die Wiederverwendung ihrer verschiedenen Bestandteile, die gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten und Carsharing. Diese Elemente werden von unseren Unternehmen bereits angewandt, aber bisher geschieht dies alles auf unsystematische Weise. Wir müssen Schwerpunkte, bestimmte Branchen und Unternehmen auswählen, die zu Wachstumspunkten für den Sektor werden und als Vorbild für andere dienen können.

Bei den ersten Treffen zur Kreislaufwirtschaft mit den Expertinnen und Experten des Wissenschafts- und Forschungsinstituts des Wirtschaftsministeriums der Republik Belarus und des BEROC-Zentrums für Wirtschaftsforschung äußerten sich die Unternehmensvertreter zurückhaltend gegenüber den neuen Modellen und erklärten, dass jede Innovation Kosten und Investitionen sowie neue Kompetenzen erfordere, die eindeutig unzureichend seien. Aber als die Diskussion begann, und als die Unternehmen reale Beispiele aus verschiedenen deutschen Bundesländern sowie die Berechnungen und die Auswirkungen von Kreislaufmodellen sahen, verstanden sie, dass dies eine Chance für uns ist, etwas Neues zu tun, um in der Welt wettbewerbsfähig zu sein, und dass dies der Schlüssel zum Erfolg ist.

27.10.2020

Olga Tomaschewskaja, Sawtra twojej strany
Quelle: https://zautra.by/news/tcirkuliarnaia-ekonomika-kak-myslit-na-pokoleniia-vpered

 
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