Online-Seminare zum aktuellen Thema „Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen und dem geschützten Arbeitsmarkt“ stattgefunden.
Das Förderprogramm Belarus unterstützt seit 2002 Projekte im sozialen Bereich und organisiert den Erfahrungsaustausch im Rahmen seiner Veranstaltungen und Bildungsreisen. Heute, wenn die Gesetzesvorlage „Über Rechte von Behinderten und ihre soziale Integration“ (auf Russisch) in Belarus ausgearbeitet wird, gewinnen das Thema der sozialen Inklusion sowie das „Leave no one behind“- Prinzip besondere Bedeutung. In diesem Zusammenhang entstand die Idee, die deutschen Erfahrungen am Beispiel konkreter Organisationen kennenzulernen, die das gesamte System der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen (ersten) und dem geschützten Arbeitsmarkt umfassend abdecken. Die Teilnehmenden der Online-Seminare diskutierten die berufliche Rehabilitation in Werkstätten für behinderte Menschen, die Vorbereitung auf den Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt, Instrumente der gesetzlichen Regulierung und der Finanzierung des inklusiven Beschäftigungssystems, Hilfsangebote für Arbeitgeber sowie die Kooperation verschiedener Akteure in diesem Bereich sowie Möglichkeiten für den Transfer ausländischer Erfahrungen nach Belarus.
Das Format der drei Online-Seminare ermöglichte es, den Kreis der deutschen Expert*innen und belarussischer Teilnehmender stark zu erweitern: An jeder Veranstaltung nahmen rund 70 Vertreter*innen von NGOs, staatlichen Einrichtungen und Unternehmen aus allen belarussischen Regionen sowie aus der Ukraine, der Moldau und Georgien teil. Die meisten deutschen Referent*innen kamen aus Bonn, der Partnerstadt von Minsk. Im Februar 2020 hatte bereits eine vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund organisierte Studienreise stattgefunden, bei der Erfahrungen bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen im Mittelpunkt standen. „Wir konnten uns überzeugen“, so Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund, „dass die Stadt Bonn selbst in Deutschland ein einzigartiges Beispiel für ein zielgerichtetes System der Zusammenarbeit zwischen städtischen Stellen, sozialen Organisationen und Unternehmen ist. Diese Online-Seminarreihe wird eine Vorbereitungsveranstaltung für ein gemeinsames Projekt mit dem Titel „Minsk als inklusive Stadt im Kontext der Agenda 2030“ sein, das unter anderem darauf abzielt, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu fördern.“
---
Belarus steht heute erst am Anfang seiner Reise. Laut dem belarussischen Experten Aliaksandr Skrabowsky, Mitbegründer und Geschäftsführer der Stiftung Dobra, sei die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen für Unternehmen heute immer noch eine freiwillige Zusatzinitiative. Leider gäbe es für Arbeitgeber keinen wirtschaftlichen Anreiz dazu, vor allem nicht auf lange Sicht. Da die Inklusion für Unternehmen nicht zum Kerngeschäft gehöre, stellen sich vor allem Fragen, wer Menschen mit Behinderungen auf die Eingliederung in die Arbeit vorbereiten, bei der Anpassung von Arbeitsplätzen helfen, den Prozess finanzieren und jederzeit mit Beratung und Unterstützung helfen kann und soll. Es sei wichtig, so Skrabowsky, bei der Übernahme internationaler Erfahrungen zu berücksichtigen, dass ein ganzheitliches System aufgebaut werden soll, und dazu sei auch ein Dialog mit der Wirtschaft erforderlich. Heute gäbe es viele Beispiele für eine gelungene Beschäftigung im Rahmen der unternehmerischen Sozialverantwortung und in Sozialunternehmen; es sei also wichtig, dass auch die im Land gesammelten Erfahrungen weitergeben werden.
Die Diskussion zum Thema Inklusion wird im Rahmen künftiger Aktivitäten des Förderprogramms Belarus fortgesetzt; die Reihe der Online-Seminare war ein erster Schritt auf diesem Weg. Die deutschen Kolleg*innen erklärten sich bereit, alle Fragen der Teilnehmenden zu beantworten und Kontakte zu Expert*innen zu vermitteln, die an der Entwicklung des Systems der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen in Deutschland beteiligt sind. Alle Interessierten sind zur Teilnahme hieran herzlich eingeladen. Bitte senden Sie uns Ihre Fragen, Vorschläge und Diskussionsthemen, damit wir sie bei der Vorbereitung weiterer Veranstaltungen berücksichtigen können.
Die Materialien der Veranstaltungen werden auf dem YouTube-Kanal von FpB verfügbar sein (auf Russisch).